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Eine Wandertour auf dem Kungsleden von Saltoluokta nach Kvikkjokk
Text: Peter Peuker
Fotos: Karin Simke und Peter Peuker
Unser Nordlandabenteuer sollte in diesem Sommer als Rucksacktour durch die Bergwelt Lapplands starten. Mit Zwischenstopps am Sommen See in Småland, Njurunda an der Küste des Bottnischen Meerbusen und Storforsen, einer der großen Stromschnellen Skandinaviens, kamen wir nach 3 Tagen und weit über 2000 Straßenkilometern in Lappland überm Polarkreis am Startpunkt an.
Natürlich ist eine Anreise mit Flugzeug in den Norden viel bequemer und schneller. Auf Grund unserer mitgeführten kompletten Ausrüstung für einen 3 ½ - wöchigen Abenteuerurlaub und unserer vierbeinigen Begleiterin Dascha kommt die Variante für uns aber nicht in Betracht.
Der Weg

Auf dem Weg ins UNESCO Welterbe "Laponia".

Diese Entfernungen sind "Lappländische Katzensprünge".

kurz vor Kebnats
Das Auto parken wir am Bootsanleger in Kebnats. Dort sortieren wir unser Tourengepäck und machen die Rucksäcke „startklar“. Auf der Wandertour sind wir Selbstversorger und haben auch das eigene „Häuschen“ dabei.
Allgemeine Informationen zur Wandertour:
Länge der Tour |
74 km |
Reisezeitraum |
Ende Juli |
Zeitbedarf |
4- 5 Tage |
Schwierigkeitsgrad |
mittelschwer |
Bootsüberfahrten |
Kebnats – Saltoluokta |
Sitojaure |
Laitaure |
Einrichtungen/Schutzhütten |
STF Fjällstation Saltoluokta |
Schutzhütte Autsutjvagge |
STF Hütte Sitojaure |
STF Hütten Aktse |
Schutzhütte Rittak |
STF Hütte Pårte |
STF Fjällstation Kvikkjokk |
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(Klick zum vergößeren)
Die Stationen
Die Gesamtstrecke beträgt zwar nur etwas mehr als 70 km, aber dafür haben wir einige z.T. lange und steile Auf- und Abstiege zu meistern. Absolutes landschaftliches Highlight der Tour ist das Rapadalen, das häufig auch als „Tal der Täler“ bezeichnet wird.
1. Etappe (2 km) Kebnats – Saltoluokta
Kurzcharakteristik der Etappe:
Bootsüberfahrt mit dem Schiffchen M/S Langas des STF von Kebnats nach Saltoluokta
Samendorf Saltoluokta mit gleichnamiger Fjällstation des STF, einige kleine Häuser und eine Kirchenkåta
Highlights:
Panorama der Bergwelt des Stora Sjöfallet Nationalpark
Samendorf Saltoluokta
Von einer Etappe im Sinne einer Wandertour kann hier natürlich nicht gesprochen werden. Da wir aber erst am späten Nachmittag in Saltoluokta ankommen, stellen wir für eine Nacht unser Zelt an der STF Fjällstation auf.

M/S Langas des STF am Anleger in Saltoluokta

Välkommen!
STF Fjällstation in Saltoluokta

Kirchen-Kåta
Glockenturm der Samensiedlung Saltoluokta
2. Etappe (19 km) Saltoluokta – Sitojaure
Kurzcharakteristik der Etappe:
zunächst kurzer Abschnitt durch nordischen Kiefernwald
Anstieg mit ca. 300 Höhenmetern in die Fjällbirkenzone und schließlich ins Kahlfjäll.
der Kungsleden, Schwedens bekanntester Fernwanderpfad, führt auf diesem Abschnitt durchs Hochtal
Ávtsusvagge
Highlights:
Panorama der Bergwelt des Stora Sjöfallet Nationalpark
Berg Silhouette des Lulep Gierkav
Tal des Sees Pietsaure
Tal des Sitojaure

Die Tour beginnt mit einem ersten langen Anstieg.

die markante
Silhouette
des Lulep Gierkav ( 1.139 m)

Schutzhütte "Autsutjvagge"
"Ich möchte so gerne nach draußen!"
Abendstimmung am Sitojaure
3. Etappe (13 km) Sitojaure – Aktse
Kurzcharakteristik der Etappe:
am Morgen fährt das Motorboot über den Sitojaure zum anderen Seeufer
Preis pro Person: 180 SEK, ca. 20 € (Stand 2009)
auf einem Bohlenweg geht es zunächst durchs Ultevis Fjällurwald Naturreservat
es folgt ein ziemlich steiler Anstieg von 700 m rauf auf über 900 m ü. NN
auf 4 km Überquerung des Bergrückens „Njunjes“
steiler Abstieg nach Aktse
Highlights:
Samenlager Sitojaure
Bootsüberfahrt auf dem Sitojaure
Blick ins Rapadalen mit See Laitaure, Berge Nammatj und Skierffe
Bergbauernhof Aktse mit seinen Blumenwiesen, „Aktse - Das Tor zum Sarek“

Samensiedlung am Sitojaure
mit dem Boot über den Sitojaure

hier geht es richtg steil rauf

Geschafft!

durch die Wolken über den Bergrücken "Njunjes"
erster Blick ins Rapadalen mit dem türkisfarbenden Wasser des Laitaure

Abstieg ins Rapadalen, es zeigt sich erstmals der Nammatj

trocknen, lüften, ausruhen
Der samische Bergbauernhof Aktse:
(Panoramabild)
(Panoramabild)

STF Fjällhütte in Aktse
(Panoramabild)

Eisenhut und Schmalblättriges Weidenröschen
Räucherfisch, gefangen im Laitaure, und Fladenbrot vom Samihof in Aktse

Nammatj und Skierffe
Nammatj
Skierffe
4. Etappe 13 km (Aktse – Favnoajvve)
Kurzcharakteristik der Etappe:
am Morgen fährt das Boot über den Laitaure, ein See der zum großen Teil vom Schmelzwasser der Sarek-Gletscher gespeist wird
Preis pro Person: 150 SEK (Stand 2009)
längerer Abschnitt durch nordischen Fichten/Kiefernurwald
Überquerung der Grenze des Sarek Nationalparkes
es folgt ein langer und zum Teil steiler Anstieg von 520 m auf 820 m ü. NN
Highlights:
Blick über den Laitaure ins Rapadalen mit Nammatj und Skierffe
See Laitaure mit seinem türkisfarbigen Wasser
nordischer Fichten/Kiefernurwald
erste Berge des Sarek und das Rittak-Tal

übern Laitaure
das Wassertaxi lässt uns zurück

ein langer und anstrengender Aufstieg
Pause
Dascha, unsere treue Begleiterin
Blick runter ins Rittak-Tal, hier leben u.a. Elch, Bär und Vielfraß
unser Camp auf 800 m im Sarek
ausharren im Zelt bei 10 Stunden heftigem Dauerregen

"Zwischen den Schlafsäcken bei Frauchen und Herrchen ist es sooo kuschlig!"
Teekochen hebt die Stimmung bei schlechtem Wetter
.
Fjällpanorama am Rande des Sarek
5. Etappe 11 km (Favnoajvve – Pårtestugan)
Kurzcharakteristik der Etappe:
Abstieg vom Kahlfjäll in den Fichten/Kiefernurwald des Rittak-Tales
längerer Abschnitt durch nordischen Urwald
Highlights:
einmaliger Fichten/Kiefernurwald
malerischer Waldsee Sjabtjakjaure an der Pårte-Stugan

Wir brechen am frühen Morgen Richtung Pårte Hütte auf,
denn es sieht nur nach
einer kurzen Regenpause aus.

durch den "Sarek Urwald"

über Bach, Stock und Stein

Pårte Hütte

endlich im Trockenen

malerischer Waldsee Sjabtjakjaure
6. Etappe 16 km (Pårtestugan – Kvikkjokk)
Kurzcharakteristik der Etappe:
keine wesentlichen Auf- und Abstiege
lange z.T. beschwerliche Passagen zwischen Felsblöcken und Geröll insbesondere im Bereich des Sees Stuor-Tata
Fichten/Kiefernurwald
Highlights:
Bergwelt des Pårte - Massiv im Norden
Berge des Kabla - Massiv im Süden
Kvikkjokk – Kabla Fjällurwald Naturreservat
Stromschnelle des Kamajåkkå bei Kvikkjokk

am Stuor Tata
der Kungsleden glich streckenweise eher einem kleinen Bach

Das Pårte Massiv erhebt sich auf über 2000 m
und präsentierte
sich uns wolkenverhangen und fast schneelos.
nach dem vielen Regen schwollen auch die kleinen Bäche immer mehr an

Die Ankunft am Ziel ist auch immer der Beginn des nächsten Abenteuers!

An der Wassermenge und Wasserwucht des Kamajåkkå lässt sich ermessen,
welche Regenmengen in den letzeten Tagen gefallen sein müssen.



die Holzkirche von Kvikkjokk
Auf dem Zeltplatz in Jokkmokk gab es dann erstmal was Herzhaftes.
Die Menschen

Auf unseren Unternehmungen sind wir immer interessanten Menschen begegnet. Gleichgesinnten, Individualisten, Extremisten, charismatischen Typen … . Diesmal waren es u.a.:
Stella und Marc aus der Schweiz, die bereits über 5500 km mit dem Fahrrad von zu Hause bis nach Lappland zurückgelegt hatten, um dort als Trainer für Schlittenhunde zu arbeiten und zwischendurch den Sarek durchquerten
Annika aus Deutschland, die Solowanderin, nach dem sie bereits als Guide auf einer Paddeltour durch die schwedische Wildnis aktiv war, danach rauf nach Lappland gereist ist, um ihr Abenteuer auf dem Kungsleden fortzusetzen
eine 4-köpfige polnische Familie (Vater, Mutter, 2 Kinder), die fast 190 km von Abisko bis Kvikkjokk gewandert sind
der schwedische „Fjällracer“, der mit über 30 Tageskilometern den nördlichen Kungsleden (440 km)
er-(durch)stürmte
Bruder "Botanicus", ein Schwede, der mit seiner Tochter unterwegs war, er verfügte über ausgesprochen gute Kenntnisse der Flora im Fjäll, im Austausch auf schwedisch und unter Hinzuziehung der botanischen Pflanzennamen habe ich von ihm eine Menge lernen können
der Pole Tomas, der den nördlichen Kungsleden ohne Zelt und Hüttenübernachtung erwanderte, häufig unter freiem Himmel übernachtet hat und die See-Passagen am Kungsleden alle selbst gerudert ist
die 4 Super-Frauen, die wir in der Pårte Stuga trafen, sie waren in voller Trekkingausrüstung schon mehrere Tage auf Wanderschaft, das ist erstmal nichts besonderes, wenn nicht alle vier das siebte Lebensjahrzehnt schon deutlich überschritten gehabt hätten
Die Überraschungen

Jedes kleine und große Abenteuer birgt oftmals Überraschungen bzw. Problemchen in sich. „Wir wachsen mit unseren Abenteuern“, ist eines unserer Mottos.
Auf der Tour meinte es Thoragalles, der Wetter- und Donnergott der Samis, nicht immer gut mit uns. Er sendete häufig wirklich ausgesprochen viele düstere Wolken über Lappland, die dann auch den daraus zu erwartenden Regen fallen ließen. Dennoch präsentierte sich uns die lappländische Fjällwelt gerade in den Abendstunden, wenn die Sonne zwischen den Wolken genügend große Lücken fand, in einer ganz einmaligen Stimmung.
Die geplante Besteigung des Skierffe, mit dem bei „schönem“ Wetter grandiosen Blick runter ins Rapadalen, fiel sprichwörtlich ins Wasser (in die Wolken). Aber gerade bei diesem düsteren Schauer- und Wolkenwetter gab es Momente, bei denen sich das Rapadalen mit dem heiligen Berg "Nammatj" in seiner Mitte, in einer unvergesslichen mystischen Atmosphäre präsentierte.
Im Sarek, hoch über dem Rittaktal-Tal auf 800 m Höhe, schlugen wir auf der 4. Etappe unser Camp auf. Eigentlich wollten wir die Einmaligkeit der Landschaft genießen. Aber es kam ganz anderes. Ein 10 Stunden andauernder heftiger Dauerregen stellte uns und unsere Ausrüstung auf eine kleine Bewährungsprobe.
Auf der letzten Etappe nach Kvikkjokk glich der Pfad eher einem Gebirgsbach, denn auf Grund der vorangegangenen Regentage strömte das Wasser von den Bergen ins Tal und suchte sich den Weg des geringsten Widerstandes. Zu allem Überdruss ist mir am Vortag das Mückenschutzmittel ausgelaufen. Damit waren wir eine leichte Beute für die in großer Zahl anwesenden Moskitos. Jedenfalls haben wir an diesem Wandertag mit unserer Blutspende einen nicht unerheblichen Beitrag zum Erhalt der Mückenpopulation von Kvikkjokk und Umgebung beigetragen. Durch das gelegentliche Verschlucken einzelner Mücken gelangten wir darüber hinaus zu der Erkenntnis, dass die Biester wirklich absolut geschmacklos sind.
Die Pårte Hütte bot sich uns am vorletzten Tag als eine gemütliche, trockene und warme Unterkunft an. Dieser Komfort im Fjäll war jedoch nicht umsonst zu haben. Hier haben wir ausnahmsweise das Zelt nicht aufgestellt. Unser Geldbeutel hatte in Kvikkjokk daher dringenden Auffüllungsbedarf, vor allem um damit die Rückreise nach Jokkmokk zu finanzieren. Aber eine technische Unpässlichkeit bei der Datenübertragung von Deutschland ans Ende der Welt nach Lappland machte einen Geldtransfer per Kabel unmöglich. Wat nu? Die Lösung des Problems „fanden“ wir an der Bushaltestelle in Kvikkjokk. Dort wartende Gleichgesinnte, mit denen wir bereits auf der Wandertour gelegentliche und freundliche Begegnungen hatten, sie waren bereit unsere Tickets zurück in die Zivilsation nach Jokkmokk vorzufinanzieren.
Tja, so ist es wenn man sich in kleine und große Abenteuer begibt. Diese und ähnliche Überraschungen geben einer Tour erst das gewisse Charisma.
Die Ausrüstung
Ausrüstungsfragen bieten eine breite und nahezu unendlich ausdehnbare Diskussionsplattform im Outdoorbereich. Wichtige Kriterien bei der Auswahl sind u.a. Zuverlässigkeit im vorgesehenen Einsatzbereich, Dauerhaftigkeit/Beständigkeit, Pflegeansprüche, Gewicht, Optik und nicht zu vergessen der Preis. Ich möchte hier eine Übersicht unserer Ausrüstung für eine Trekkingtour mit dem beschriebenen Anspruchsniveau vorstellen. Alle Materialien bei denen Herstellernamen genannt sind, haben sich über mehrere Jahre bewährt und können von uns als „empfehlenswert“ eingestuft werden und liegen im mittleren Preisniveau.
Zelt |
Tunnelzelt „Norheim SI – 2000“ von NORDISK, 2,8 kg |
Rucksäcke |
Trekkingrucksäcke „Appalachain“ (70 + 15 Liter und 60 + 15 Liter) von Lowe incl. Regenschutzhülle |
Schlafsäcke |
Daunenschlafsäcke (-3 °C Komfort-, -9 °C Übergang- und -28 °C Risikobereich) von Black Bear (meru) |
ISO-Matten |
TT Trail Lite“ von Therm-a-Rest |
Küchenhardware |
Gaskocher von Campinggaz incl. Kartusche CV 470, Edelstahltopf 2 Liter
mit Pfannendeckel von MSR, Emaille Tassen 550 ml von Relags, Spork – Besteck von Light my Fire,
2 Trinkflaschen 1 bzw. 1,5 Liter |
Wanderstöcke |
„Makalu Retro“ von Leki |
Schuhwerk |
Trekkingstiefel „Bernina Men“ und „Jersey Pro GTX Women“ von Meindl, Trekkingsandalen von "Source" |
1. - 3. Bekleidungschicht |
Windstopperjacke, Regenjacke, Vliesjacke/Vliespullover, zip off Trekkinghose, Thermo-Unterwäsche, Halswärmer und Mütze aus Vlies, Basecap,
T-Shirts, Unterwäsche, Trekkingsocken |
Hygiene |
Handtücher „Fine Well Towel“, sonstige in Hygieneartikel in Miniverpackungen |
Sicherheit |
Erste Hilfe Päckchen, Insekten- /Mückenschutzmittel „Mygga“ (hilft auch gegen die Knotts/Kriebelmücken) oder „Autan“, Sonnenschutzcreme mit individuell angepasstem Schutzfaktor |
Hundeaurüstung |
Hunderucksack „Meru Dog Bag Hiking“ von Globetrotter , faltbarer fress- und Saufnapf, einfache der Hundgröße angepasste ISO-Matte |
Karte |
LANTMÄTERIETS FJÄLLKARTA, BD 10, SAREKS NATIONALPARK,
M 1 : 100 .000 |
Fotoapparate |
Digitale Kompaktkameras Panasonic LUMIX DMC -FX 10 und
Sony Cyber-shot DSC-W 110
Bridge-Kamera Sony Cyber-shot DSC- HX 1
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(Touren)
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